Paartherapie in Heidelberg | Dipl.Psych. Roland Kopp-Wichmann

Jede Frage beleuchtet einen bestimmten Bereich. Die Wirksamkeit der Fragen liegt darin, dass sie Sie aus der Verwicklung herausbringt und es Ihnen ermöglicht, die momentane Situation aus einem anderen Blickwinkel, mit einem anderen Bewusstseinszustand zu betrachten.

1. Wie fühle ich mich?
   Gefühle, nicht Gedanken, die Sie Gefühle nennen, sind mit die wesentlichste Informationsquelle, die Ihnen jederzeit zur Verfügung steht.
   Manchmal haben wir auch mehrere Gefühle, die erst nacheinander auftauchen. All das ist in Ordnung und kann von Ihnen beobachtet werden.
2. Was will ich?
   Hier geht es darum, Klagen in Bitten umzuwandeln. Statt: “Nie machst Du…” ein “Ich hätte gern …”
   Für manche Menschen ist das vorwurfsvolle Klagen näher, denn für diese Frage müssen Sie ja herausfinden, was Sie wollen – und nicht, was Sie nicht wollen. Je nachdem was Sie für Erfahrungen früher mit dem Äussern von Wünschen und Bedürfnissen gemacht haben, fällt Ihnen das Klarwerden, was Sie wollen, leichter oder schwerer.
3. Wie beeinflusst die Vergangenheit meine Gegenwart?
   Wahrscheinlich wissen Sie, dass dem so ist. Jetzt geht es darum, sich bewusst zu machen, welche spezielle Person, Situation, Erfahrung aus der Vergangenheit die jetzige Situation trübt. Woran erinnert Sie Ihr Verhalten? Welche Gefühle oder Gedanken können Sie in sich beobachten?
4. Was habe ich davon, dass ich stecken bleibe?
   Eine schwierige aber nützliche Perspektive: Wiederkehrende unangenehme Situationen, sind bisweilen deshalb so hartnäckig, weil Sie einen versteckten Gewinn für uns beinhalten.
   Anders gefragt: “Von welcher Handlung oder Einsicht hält mich der Konflikt ab?”
   Für manche ist es leichter, sich jahrelang über ein Verhalten des Partners aufzuregen, anstatt das Problem zu lösen (den anderen damit zu akzeptieren, die Umstände verändern, so dass er sich nicht mehr so verhalten kann etc.) Der Gewinn kann darin liegen, dass Sei keine Konsequenzen ziehen müssen, dass der andere zweifelsfrei “der Böse, Schuldige” ist, dass Ihr Bild von Männern/Frauen eine weitere Bestätigung erfährt u.a.
   Wenn Sie es wollen, gibt es bestimmt eine Lösung zu Ihrem Problem. Aber für manche ist Leiden leichter als Lösen.
5. Was muss ich sagen?
   Manche Partner glauben, dass der andere ihre Gedanken erraten solle (“Wenn er/sie mich wirklich liebte, könnte er das.”) Unausgedrückte wichtige Informationen über sich und die Beziehungen haben eine lähmende Kraft. Sie können verhindern, dass Sie sich wirklich begegnen. Wirklich begegnen können Sie sich jedoch nur, wenn Sie sich zeigen – in vielen kleinen Situationen. Auch mit den Seiten, von denen Sie überzeugt sind, dass niemand sie mag.
6. Welche Vereinbarungen habe ich nicht eingehalten?
   Seien Sie sorgsam in der Wahl Ihrer Vereinbarungen, denn nicht gehaltene Vereinbarungen wirken in der Beziehung. Der andere spürt meist, dass irgend etwas ist.
7. Wie kann ich dem anderen behilflich sein?
   In vielen Beziehungen besteht ein Macht- oder Konkurrenzkampf. Es geht darum, wer besser, stärker ist, wer recht hat, wer keine Schuld hat etc.
   Doch eine Ehe ist kein Gerichtsverfahren, es geht nicht um Schuld. Es geht darum, miteinander herauszufinden, wie Sie beide zu der jetzigen Situation beitragen. Beide. Vom Gegeneinander zum Miteinander. Dazu kann diese Frage nützlich sein.

Die Lösung in einem Konflikt taucht oft auf, wenn man den eigenen Anteil an dem Konflikt in sich selbst erforscht, statt die Verantwortung auf andere abzuschieben. Wenn Sie sich darauf einlassen, dass Sie Ihre Erfahrungen (nicht unbedingt die Situation) selbst schaffen, können Ihnen die Fragen helfen, dies klarer zu sehen und Ihr Verhalten besser zu verstehen.

(Die Fragen habe ich aus dem Buch “Liebe macht stark” von G. u. K. Hendricks. Die Beschreibungen sind von mir.)