Sie brauchen sich nicht die Mühe zu machen, zu klären, ob und warum Ihre Vergangenheit Ihre Gegenwart beeinflusst.
Nehmen Sie es einfach als eine nützliche Arbeitshypothese. Und untersuchen sie, wo und wie sie es tut. Das ist der Unterschied zwischen “Oh nein” und “Aha, interessant.”
Sie können es sich auch nicht aussuchen, ob und wann Ihre alten Gefühle und Muster in Ihrer Beziehung auftauchen. Aber Sie können sich entscheiden, wie Sie damit umgehen wollen. Immer wiederkehrende Muster zu erkennen und herauszufinden, wo sie herkommen, ist eine der wichtigsten heilenden Schritte im Erwachsenenleben.
Die Ehe der Eltern bildet eine starke Schablone für die eigene Beziehung. Denn normalerweise haben Sie etwa zwanzig Jahre mitgekriegt, wie zwei Menschen miteinander Ehe führen. Wie man sich streitet, wie die Macht verteilt ist, wie man Gespräche führt, wie mit der Liebe umgegangen wird, wie ihre Eltern ihr Paarsein leben, wie mit Grenzen umgegangen wird. All das konnten Sie ganz direkt studieren – Tag für Tag.
Hier einige der wichtigsten Muster:
1. Sie haben eine Beziehung, die der Ihrer Eltern ähnelt.
2. Sie machen in Ihrer Beziehung genau das Gegenteil wie Ihre Eltern.
3. In der Beziehung verhalten Sie sich wie einer Ihrer Elternteile.
4. In der Beziehung verhalten Sie sich genau gegenteilig wie einer Ihrer Elternteile.
5. Sie projizieren Anteile Ihrer Eltern auf Ihren Partner (siehe Projektion)
Die zwei Muster, die in den ersten vier Punkten oben angedeutet werden, sind Anpassung und Rebellion.
Bei der Anpassung übernehmen Sie unbewusst die Muster der Eltern, weil sie erlebt haben, dass diese bei Ihren Eltern funktionierten. Ein häufiges Streitthema zwischen Paaren ist zum Beispiel die Verteilung der Haushaltsarbeit. Dass dafür auch heute noch überwiegend die Frauen zuständig sind, ist ein Anpassungsmuster der Frauen – und der Männer.
Bei der Rebellion versuchen Sie, genau das Gegenteil zu tun. Als Frau weigern Sie sich zum Beispiel, irgend etwas im Haushalt zu tun, weil sie nicht so eine Mutti wie Ihre Mutter werden wollen. Doch in der Rebellion sind sie genauso wenig frei. Sie sind immer noch in der Anpassung – nur mit umgekehrtem Vorzeichen. Männer rebellieren zum Beispiel, in dem sie Weißwäsche nicht von Buntwäsche unterscheiden können, die Waschmaschine mit ihren vielen Programmen für zu kompliziert halten und sich deswegen nicht um die Wäsche kümmern können.
Wie gesagt, solche Muster sind allgegenwärtig. Sie entgehen ihnen nicht. Aber es kann eine spannende Entdeckungsreise sein, wie Sie sich denn frei verhalten wollen. Nicht nachahmend und nicht rebellierend.
Konkret: wie denn Ihr Weg aussieht. Als Mann, als Frau – und als Paar.